09.04.2022 „Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht.“ (Publilius Syrus)
Ursprünglich im IGP-Sport beheimatet, habe ich mit Danny in den letzten Jahren gerne immer mal in andere Sportarten hineingeschnuppert. Insbesondere Obedience faszinierte mich. Eine sehr verführerische Vorstellung, sich voll und ganz auf sich selbst und seinen Hund konzentrieren zu können, während der Steward die Anweisung gibt, was man tun muss und wohin man laufen soll. Aber für die in dieser Sportart notwendige Feinarbeit fehlte mir oft einfach die Ausdauer. Erschwerend dazu kamen die vielen unterschiedlichen Kommandos, vom Sitz ins Platz, vom Platz ins Sitz, von Sitz ins Steh, von Steh ins Sitz und noch so viele mehr. Dagegen ist man im IGP-Sport ja extremst sparsam mit der Wortwahl. Hier ist allein schon das Kommando „Fuß“ ein Universalkommando…gilt für alles außer Sitz, Platz, Steh, Brings, Hopp und Voraus.
Auch Rally Obedience war eine Sportart, die mir gut gefiel. Die notwendigen Grundelemente für die Beginnerklasse beherrschte Danny. Aber mich selber durch den Parcours zu finden und dann noch unter Prüfungsstress - das klappte nicht so richtig. Und nachdem ich mich 2015 zweimal bei einem RO-Turnier versucht und mich jedes Mal verlaufen hatte, legte ich das Projekt RO für mich ad acta.
Wir schreiben das Jahr 2022.
Danny ist mittlerweile im elften Lebensjahr und immer noch ein begeisterter Arbeiter. Dazu kommen noch ihre beiden Töchter Hedi und Helen „Bibi“, die ebenfalls gerne beschäftigt werden. Also entschloss ich mich im Herbst 2021, mich nochmal mit Rally Obedience auseinanderzusetzen. Lag ja schlussendlich nur an mir, dass es damals nicht geklappt hatte. Wir begannen also, intensiv zu trainieren. Manchmal schon etwas zu intensiv, obwohl ich ja die Ansicht vertrete, weniger ist mehr. Gilt offenbar nicht für mich selber. Ich lief kilometerweise auf dem Hundeplatz den Parcours ab – meist ohne Hund, um mir die Reihenfolge einzuprägen. Dann das Ganze nochmal mit drei Hunden. Hedi hatte zwischenzeitlich kurz Burnout-Erscheinungen. Nach einer Woche Pause fing sie sich wieder und wir übten weiter fleißig. Zusätzlich fuhr ich einmal die Woche zum Gästetraining des HSV Meißen-Nassau unter der fachkundigen Anleitung von Sylvia Engelhardt. Ziel war die Teilnahme beim Rally-Obedience Turnier des SG Schönfeld im Dezember 2021. Tja, zwei Wochen vor dem Turniertermin wurde aufgrund von Corona wieder ein Lock-Down verhängt. Das Turnier fiel aus, kurz danach erwischte mich der Virus. Anfang Januar mussten Danny drei Zitzen entfernt werden und so zog sich die Zwangspause bis Februar hin.
Anfang Februar las ich die Ankündigung für das RO-Frühlingsturnier am 09.04.2022 beim HSV Pratzschwitz. Unverzüglich nahm ich mein Training wieder auf, zusätzlich fuhr ich einmal die Woche nach Pratzschwitz zum Training bei Oliver Götz. Das Training in Meißen und in Pratzschwitz und die vielen neuen Eindrücke der fremden Umgebungen taten meinen Hunden, ganz besonders den beiden jungen, sehr gut. Olli nahm sich sehr viel Zeit und auch mit seiner Unterstützung konnte ich die Zusammenarbeit mit meinen drei Mädels noch verbessern. Drei Wochen vor dem Turnier wurde Danny läufig. Der Supergau für mich, denn läufige Hündinnen dürfen, sofern beim Turnier zugelassen, erst als letzte in ihrer Klasse starten. Ich wäre gerne mit Danny als erste gelaufen. Sie ist die Erfahrenste meiner Hunde und ich hätte mich dadurch mehr auf den Parcours konzentrieren können. Aber gut, es sollte wohl nicht so sein. Eine Woche später zog Hedi nach und wurde ebenfalls läufig. Zwei Monate eher als gedacht. Mein ursprünglicher züchterischer Plan war ein Wurf 2022 mit Hedi. Doch die Bedenken aufgrund der aktuellen politischen Lage und einer momentan doch sehr ungewissen Zukunft ließen mich zu der Entscheidung kommen, den Wurf um ein Jahr zu verschieben. Bedeutete nun im Umkehrschluss, dass ich mit zwei läufigen Hündinnen bei dem Turnier starten würden. Natürlich kam ein paar Tage später das bereits Erwartete….auch Helen „Bibi“ wurde läufig. Gut, man wächst ja bekanntlich mit seinen Herausforderungen und so startete ich gestern mit meinen drei Mädels als Letzte in der Beginnerklasse.
Der lang erwartete Tag zeigte sich wettertechnisch so, wie man es leider im April erwarten muss. Aprilwetter pur mit einem flotten Wechsel zwischen Sonne, Regen, Graupelschauern und all das untermalt von einem eisig kalten, oftmals stürmischen Wind. Gegen 11:00 Uhr war es dann für uns soweit. Danny war in Höchstform und wirklich zu 100% bei mir, so dass ich mich tatsächlich wie geplant auf den Parcours konzentrieren konnte. Den einzigen Patzer hatten wir bei der Übung, aus dem Vorsitz in die Grundstellung zu kommen. Hier kam mein Kommando offenbar eine Millisekunde zu langsam, so dass Danny proaktiv die andere Variante wählte. Das kostete uns 2 Punkte. Das Ergebnis immer noch mehr als ich erwartet hatte: 98 Punkte und 3. Platz in der Beginnerklasse. YEAH!!!
Sofort danach war Hedi an der Reihe. Und Hedi machte ihre Sache ebenfalls absolut super. Gelegentlich nutzte sie die Grundstellung, um sich umzusehen und über die vielen Menschen zu staunen. Aber sofort danach war sie wieder ganz bei der Sache und wir schafften tatsächlich einen fehlerfreien Lauf mit 100 Punkten und den 1. Platz. WAHNSINN!!!
Als letzte war Bibi an der Reihe, sie war beim Training mein größter „Wackelkandidat“ gewesen. Ob es an der Läufigkeit liegt, oder andere Ursachen schuld daran sind, habe ich noch nicht herausgefunden. Sie ist jedenfalls zurzeit nicht ganz so motiviert wie Hedi. Trotzdem machte auch sie ihre Sache super, zwei Führfehler meinerseits waren dabei, das Ergebnis machte mich aber ebenfalls absolut stolz und glücklich: 90 Punkte - VORZÜGLICH!!
Das Team des HSV Pratzschwitz hatte das Turnier super geplant und organisiert, angefangen bei den Parkgelegenheiten über die Verpflegung bis hin zur Siegerehrung. Und das war gerade bei diesem Wetter eine echte Herausforderung.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Sylvia Engelhardt und Oliver Götz. Das intensive Training bei Euch in den letzten Monaten hat mir so unglaublich viel gebracht, ich habe sehr viel von Euch gelernt und nicht zuletzt habt Ihr mir die mentale Sicherheit und den Glauben an mich gegeben, um bei diesem Turnier zu starten.
Und ein riesengroßes Dankeschön geht an die Richterin Nicole Schneider. Ich durfte Dich in den letzten drei Jahren bereits als Trainerin in Sachen Obedience erleben. Deine herzliche, ehrliche, fachkundige und dabei immer so unglaublich motivierende Art, auf jedes Team einzugehen hat mich da schon begeistert. Und jetzt hatte ich das große Glück, Dich als Richterin bei meinem ersten RO-Turnier mit allen drei Mädel zu haben. Danke für die Ruhe, die Du mir vermittelt hast, sowohl bei der Vorbereitung als auch bei den Läufen. Danke für die so unglaublich motivierende Auswertung, man spürt bei Dir die Liebe und die Begeisterung für diese Sportart. Und ganz großen Respekt für Dein Standvermögen bei diesem Wetter gestern!
Und die drei Hauptakteure gestern:
Ich kann garnicht sagen, wie stolz ich auf meine Mädels bin, sie haben sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.
Danny hat bei einem Turnier mal das demonstriert, was sie sonst nur im Training, in den letzten Jahren aber selten bei einer Prüfung gezeigt hat: Dass sie ein unglaublich motivierter und arbeitsfreudiger Hund ist 💞. Und das mit fast 11 Jahren. Mein Herzenshund ❤️.
Hedi, die sich in den letzten 3 Monaten wirklich bombastisch gut entwickelt hat und mit grandioser Konzentration bei der Sache ist💞.
Bibi, die manchmal noch ein klein wenig abgelenkt ist, aber trotz der äußeren Ablenkungen ruhig und konzentriert bei mir geblieben ist. 💞
Und last but not least: (Dieses Zitat war so absolut passend für den gestrigen Tag) "Das Einmalige an einer Freundschaft ist weder die Hand, die sich einem entgegenstreckt, noch das freundliche Lächeln oder die angenehme Gesellschaft. Das Einmalige an ihr ist die geistige Inspiration, die man erhält, wenn man merkt, daß jemand an einen glaubt." (Ralph Waldo Emerson)